Behandlungsschwerpunkte Knie
Meniskusverletzungen
Die Menisken sind eine Art Puffer des Kniegelenkes. Zudem sind sie für die Stabilisierung mitverantwortlich. Sie bestehen aus einem Faserknorpelgewebe. Die Durchblutung der Menisken ist insbesondere im Randbereich schlecht, so dass hier eine Heilung nicht stattfinden kann. Zu einer Meniskusverletzung kommt es in der Regel bei einer Beugebelastung mit gleichzeitiger Drehung. Die Behandlung von Innen- und Außenmeniskusrissen unterscheidet sich zum Teil deutlich. Innenmeniskusrisse sind häufig degenerativer Natur, Aussenmeniskusrisse entstehen häufiger traumatisch. Es gibt verschiedene Rissformen. Häufig finden sich Längsrisse, Radiärrisse, Horizontalrisse und Lappenrisse. Korbhenkelrisse und komplette Wurzelabrisse sind eher selten.
Die Patientenbefragung ergibt meist die ersten Hinweise auf das Vorliegen einer Meniskusverletzung. Die körperliche Untersuchung und letztlich die MRT-Untersuchung sind zur Diagnosestellung unentbehrlich.
Eine konservative Therapie ist bei kleineren und bei stabilen Rissen, die z.B. nur im Kernspin zu erkennen sind, jedoch keine typische Symptomatik verursachen, möglich. Eine kurzfristige Entlastung, Ruhigstellung, physikalischen Maßnahmen sowie die Gabe von nicht steroidalen Antiphlogistika sind möglich. Zudem sollten eine Bewegungstherapie und ein Muskelaufbau, z.B. im Rahmen einer Physiotherapie, erfolgen.
An operativen Behandlungsmaßnahmen steht die Kniegelenksspiegelung (Arthroskopie) zur Verfügung. Hierbei können kleinere gerissene Meniskusanteile entfernt werden oder der Meniskus mit Fadenankersystemen/Nähten refixiert werden. Es muss auf jeden Fall der Versuch unternommen werden, so viel gesundes Meniskusgewebe wie möglich zu erhalten. Der Verlust von größeren Meniskusanteilen führt unweigerlich zu einem schnelleren Verschleiß des Gelenkes. Entsprechend empfehlen wir immer den Versuch einer Meniskusnaht/-refixierung wenn dies möglich ist. Dies bedeutet für Sie jedoch eine gänzlich veränderte Nachbehandlung. Können Sie nach einer Meniskusteilentfernung bereits nach 5-7 Tagen ohne Unterarmgehstützen laufen, so ist dies nach einer Meniskusnaht/-refixierung nicht möglich. In Abhängigkeit davon, ob der Innen- oder der Außenmeniskus betroffen ist, sind Entlastungszeiten von bis zu sechs Wochen möglich (ins. Bei Korbhenkelrissen und kompletten Wurzelrissen.
Kreuzbandriss
Die Kreuzbänder fungieren als zentrale Stabilisatoren des Kniegelenkes. Es gibt ein vorderes und ein hinteres Kreuzband. In der Summe garantieren die Kreuzbänder ein regelrechtes Gleiten des Unterschenkels.
Zu einem Kreuzbandriss kommt es meist durch ein Verdrehereignis des Kniegelenkes. Kontaktsportler sind hierbei besonders betroffen. Nach einem Unfallereignis treten meist starke Beschwerden ein, es kommt zu einer Kniegelenksschwellung. Das Bewegungausmaß ist häufig eingeschränkt. Zusätzlich zur Befragung des Patienten gibt die klinische Untersuchung einen deutlichen Hinweis auf das Vorliegen einer Kreuzbandverletzung. Eine MRT-Untersuchung des Kniegelenkes ist obligat. Verletzungen des vorderen Kreuzbandes werden bei aktiven Menschen meist operativ versorgt. Bei hinteren Kreuzbandverletzungen kann zunächst eine konservative Therapie erfolgen. Abhängig ist dies von der Art und dem Umfang von Begleitverletzungen. Isolierte Kreuzbandverletzungen sind selten. Im Rahmen einer operativen Versorgung wird das Kreuzband durch körpereigene Sehnen ersetzt. Häufig kommen hierfür die Hamstringsehnen vom hinteren Oberschenkel infrage. Alternativ kann die Quadrizepssehne vom vorderen Oberschenkel verwendet werden. Die Fixierung der Sehnen kann kniegelenksnah oder kniegelenksfern vorgenommen werden. Dies erfolgt mit Schrauben, die sich nach einer gewissen Dauer von selbst in Ihrem Körper auflösen oder kleinen Metallknöpfen. Eine spätere Materialentfernung ist nicht notwendig.
Nach einer Operation ist eine Teilbelastung des Kniegelenkes sowie eine Rückstellung mittels Schiene notwendig.
Seitenbandverletzung
Die seitlichen Bänder verleihen dem Kniegelenk eine Stabilität zur Innenseite und Aussenseite.
Es handelt sich um sehr kräftig Bandstrukturen, die bei entsprechendem Ereignis reissen können. Die Behandlung ist abhängig von dem betroffenen Band, der Risslokalisation und dem Grad der Instabilität. Meistens ist ein konservativer Therapieversuch möglich. Das Knie wird in diesem Falle in einer Schiene ruhiggestellt.
Insbesondere bei komplexen Knieverletzungen und bei hochgradigen Instabilitäten erfolgt die operative Versorgung. Hierbei kann das Band refixiert werden, oder es erfolgt ein Bandersatz/Bandverstärkung.
Kniescheibenverrenkungen (Patellaluxation)
Die Kniescheibenverrenkung ist eine häufige Kniegelenksverletzung. Hierbei springt die Kniescheibe aus ihrer Führung heraus. Im Normalfall bewegt sich die Kniescheibe nach dem Herausspringen wieder in ihre Ausgangsstellung zurück. Nur sehr selten verbleibt sie an der Kniegelenksaußenseite und muss wieder eingerichtet werden. Am häufigsten tritt eine Kniescheibenverrenkung bei Menschen auf, die eine Fehlbildung der Kniescheibe oder des Kniescheibengleitlagers vorweisen. Die Verrenkung kann jedoch auch allein die Folge eines entsprechenden Unfalls sein.
In Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Ursache und der Begleitverletzungen muss das therapeutische Verfahren gewählt werden. Bei einer nicht operativen Behandlung kommt eine kurzfristige Ruhigstellung des Kniegelenkes mit kurzfristiger Entlastung in Betracht. Anschließend muss ein Muskelaufbau durchgeführt werden. Zudem sollte eine Bandage getragen werden, die die Kniescheibe in der Normalposition fixiert. Ist eine operative Therapie nötig, so muss unter vielen verschiedenen operativen Maßnahmen die geeignete gewählt werden. Dies richtet sich in erster Linie nach der zugrunde liegenden Kniegelenksanatomie. Insbesondere Fehlbildungen der Kniescheibe und des Kniescheibengleitlagers und die Beinachse müssen hierbei berücksichtigt werden. Zudem sollte durch eine kernspintomografische Untersuchung des Kniegelenkes eine genaue Darstellung des Bandapparates erfolgen. Die operativen Möglichkeiten reichen von einer alleinigen Bandnaht bis zu einer Bandplastik (mediales patellofemorales Ligament MPFL) bis zu einer Korrektur der knöchernen Flächen.
Kniescheibenbruch (Patellafraktur)
Ein Bruch der Kniescheibe kommt in der Regel sehr selten vor. Grund dafür ist meistens ein direkter Sturz auf das Knie. Die Folge sind Quer-, Längs- oder Mischbrüche. Ein konservativer Therapieversuch kommt in den Fällen in Betracht, in denen keine Verschiebung vorliegt oder der ligamentäre, d.h. ein die Bänder betreffender, Verbund erhalten geblieben ist. Hierbei wird die Verletzung mit einer temporären Ruhigstellung sowie dem Einsatz von entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten behandelt. Ist die Verletzung jedoch gravierend muss das beschädigte Knie operiert werden. Bei den Verfahren handelt es sich um eine Schraubenosteosynthese, bei der die gebrochene Kniescheibe mit Schrauben aus Titan zusammengefügt wird oder um die Zuggurtosteosynthese, bei der die Kniescheibe mit Drähten umspannt und so
Knorpelschäden
Knorpelschaden durch Verletzungen
Akute Knorpelverletzungen am Knie können im Rahmen von Unfällen auftreten. Der Gelenkknorpel kann hier an verschiedenen Stellen verletzt werden.
Bei kleineren Defekten kann eine nicht-operative Therapie erfolgen. Hierzu gehören die kurzfristige Gelenkentlastung, Ruhigstellung sowie die Behandlung mit entzündungshemmenden, schmerzlindernden Medikamenten.
Bei größeren Knorpeldefekten oder -ablösungen muss eine operative Therapie erfolgen. Hierbei kann der Knorpel geglättet, refixiert oder ersetzt werden. Operative Maßnahmen sind: Knochenmarkstimulation mittels Nanofrakturierung (bei kleinen Defekten), die Defektdeckung mittels einer Kollagenmatrix, die Knorpelzelltransplantation (Chondrozytentransplantation / ACT) und die Knochenknorpeltransplantation (osteochondrale Transplantation).
ACT / MACT
Das aktuell im ambulanten Rahmen am erfolgreichsten angewandte Verfahren ist die matrixassoziierte autologe Knorpelzelltransplantation (MACT). Dieses moderne Verfahren zur Knorpelregeneration von lokalisierten Defekten von bis zu 8cm² verwendet zur Reparatur eines Knorpelschadens die körpereigenen Knorpelzellen. Hierzu wird in einer ersten kurzen rein arthroskopischen Operation ihr Gelenk gespiegelt und sich ein Bild des Zustandes des Knorpels gemacht. Entspricht der Befund den Voraussetzungen für eine Knorpelzelltransplantation werden dann Knorpelzellen aus Ihrem Gelenk entnommen. Diese werden dann zur Anzüchtung und Vermehrung in ein Speziallabor verschickt und stehen dann nach circa 4 Wochen zur Reimplantation zur Verfügung. In einer zweiten ambulanten Operation werden Ihnen nun ihre eigenen Knorpelzellen in den vorhandenen, gereinigten Defekt eingebracht. Diese Operation kann je nach Lokalisation des Befundes ebenfalls arthroskopisch oder aber offen, das heißt über einen größeren Schnitt erfolgen.
Die Nachbehandlung nach knorpelregenerativen Verfahren besteht zumeist in einer Entlastung des Gelenks für bis zu 6 Wochen und ggf. Einschränkung der Beweglichkeit mithilfe von Orthesen.
Verschleissbedingte Knorpelschäden
Der Gelenkknorpel kann sich nicht selbständig regenerieren. Einmal verlorene Knorpelanteile sind somit für immer verloren. Im Rahmen der Arthrose kommt es zu einem Verlust der Knorpelfläche und somit einem direkten Kontakt der beteiligten Knochen. Die Arthrose-Therapie ist sehr vielgestaltig.
Nicht operative Therapieverfahren sind:
- physikalische Therapie (Kälte, Strom etc.) und Krankengymnastik
- entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente
- orthopädietechnische Versorgung (Handstock, Pufferabsätze, Schuhaußen- bzw. Innenranderhöhungen, Kniegelenksbandagen)
- Gelenkinjektionen mit z.B. Kortisonpräparaten, knorpelaufbauenden Substanzen oder Eigenblutpräparate
Operativ folgt in der Regel der künstliche Gelenkersatz (Knie-TEP). Häufig kann in minimal-invasiver OP-Technik ein Teilgelenkersatz, auch Schlittenprothese genannt, zum Einsatz kommen.
Leichtere verschleissbedingte Knorpelschäden können im Rahmen einer Kniegelenksspiegelung durch eine Gelenkssäuberung (Arthrolyse, Abrasionsarthroplastik) und ggf. durch ein Anbohren des darunter liegenden Knochens (Nanofraktuierung) behandelt werden.
Durchblutungsbedingte Knorpelknochenläsionen
Unter dem Begriff Osteochondrosis dissecans (siehe auch unter Sprunggelenk) und Morbus Ahlbäck verbergen sich Durchblutungsstörungen unklarer Ursache im Bereich des Kniegelenkknorpels (auch andere Lokalisationen sind möglich). Diese Erkrankungen durchlaufen verschiedene Stadien. Typischerweise besteht ein Kniegelenksschmerz im Bereich der veränderten Gelenkareale (meist Knieinnenseite). Die Diagnose wird in fortgeschrittenen Fällen mittels konventioneller Röntgendiagnostik, in früheren Stadien mittels MRT (Kernspin) gestellt. Die Behandlung orientiert sich an dem Erkrankungsstadium. In frühen Stadien ist eine Behandlung mittels Entlastung, der Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten möglich. Auf jeden Fall muss der weitere Verlauf kontrolliert werden. In späteren Stadien empfiehlt sich eine operative Therapie. Diese reicht von einem Anbohren des Defektes (zur Verbesserung der Durchblutung) bis zu einem Refixieren bereits gelöster Knorpelknochenanteile. Bei Verlust eines Knorpelknochenfragmentes sollte eine Knorpel-Knochen-Transplantation oder eine Knorpelzelltransplantation durchgeführt werden.
Erscheint diese nicht erfolgversprechend, wird der geschädigte Gelenkanteil mit einem Teilgelenkersatz (z. B. Schlittenprothese) ersetzt.